Gemeinsame Pressemitteilung
Genome Editing differenziert und faktenbasiert regulieren
(Berlin, 31.01.2020) Der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO e. V.) und der Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik (WGG e. V.) betonen die dringende
Notwendigkeit, das bestehende Gentechnikgesetz hinsichtlich der Methoden des Genome Editing anzupassen, um dauerhafte Nachteile für Forschung und Entwicklung zu vermeiden. Um die Initiative
auf europäischer Ebene voranzubringen sehen VBIO und WGG die nationale Politik am Zug und legen in einem Impulspapier konkrete Vorschläge vor. Eine Anpassung des Gentechnikgesetzes ist aus Sicht
von WGG und VBIO überfällig, denn die derzeitige Regulierung beruht auf dem Kenntnisstand der 1990er Jahre und wird dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik nicht gerecht. Das Urteil des
Europäischen Gerichtshofes (EuGH) von Sommer 2018 orientiert sich ausschließlich am Prozess der Erzeugung – also am Eingriff ins Genom – und nicht am Resultat, also der letztlich daraus
entstandenen Pflanze. Mit den neuen Methoden können aber die gleichen Mutationen erzeugt werden wie mit konventionellen Mutageneseverfahren. Die Entscheidung des EuGHUrteils kann zukünftig
dazu führen, dass zwei in dieser Hinsicht genetisch identische Pflanzen unterschiedlich reguliert werden müssen. Ausgehend vom Produkt ist aber der Nachweis, ob eine Veränderung durch
Genome Editing entstanden ist, oder durch natürliche Mutation in vielen Fällen bislang gar nicht möglich. Ein verantwortungsvoller Umgang mit technologischen Entwicklungen bedeutet für VBIO und
WGG, positive und negative Effekte auf unterschiedlichen Ebenen abzuwägen und zu beobachten, um ggf. steuernd einzugreifen. Das häufig zitierte Vorsorgeprinzip ist nicht spekulativ, sondern
wissenschaftsbasiert anzuwenden. Zu berücksichtigen sind auch die Folgen eines Verzichts auf eine Anpassung der GVOGesetzgebung. „Dringend benötigte klima- und krankheitsresistente oder
ertragreichere Pflanzen können nicht zeitnah gezüchtet werden“ betont Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany, 1. Vorsitzender des WGG. „Dabei weist gerade der Weltklimarat (IPCC) in seinen jüngsten
Sonderbericht auf die Bedeutung von Genome Editing in Zeiten des Klimawandels hin“, so Prof. Dr. Felicitas Pfeifer, Vizepräsidentin des VBIO. Sollte die Anwendung von Methoden des Genome Editing
in der EU eingeschränkt bleiben, fürchten VBIO und WGG zudem einen massiven Know-how-Verlust in Europa. Sie fordern die Politik daher auf, sich auf europäischer Ebene für eine faktenbasierte
Anpassung der Richtlinie 2001/18/EC einzusetzen, die ein differenziertes Herangehen ermöglicht. Dazu machen sie auch konkrete Vorschläge, die sie in ihrem jüngst vorgelegten Impulspapier „Genome
Editing: Faktenbasierte Regulierung durch differenzierte Betrachtungsweise - Impulse zum Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) zur rechtlichen Einordnung von Mutageneseverfahren“
erläutern.
Das Papier kann unter https://www.wgg-ev.de/aktuelles/impulspapier-2-0/ bzw.
https://www.vbio.de/fileadmin/user_upload/wissenschaft/pdf/200129_Impulse_Genome_Editi ng_2.pdf abgerufen werden. Unter https://www.wgg-ev.de/aktuelles/projektbeispiele/ stehen als Auftakt einer Fortsetzungsreihe die ersten fünf Projektbeispiele bereit, die erfolgversprechende
Anwendungsmöglichkeiten von Methoden des Genome Editings in der Pflanzenforschung informativ und nachvollziehbar aufzeigen
Über den WGG
Der Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik e.V. (WGG) ist ein interdisziplinäres Netzwerk von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Öffentlichkeit über
das komplexe Thema grüne Gentechnik (Gentechnik in den Bereichen Landwirtschaft und Ernährung) verständlich und sachlich zu informieren. Der WGG ist Fachgesellschaft im VBIO e.V.
Über den VBIO
Der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO e. V.) ist das gemeinsame Dach für alle, die im Bereich Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin studieren oder tätig
sind – egal ob in Hochschule, Schule, Industrie, Verwaltung, Selbstständigkeit oder Forschung. Die Mitglieder des VBIO vertreten das gesamte Spektrum der Biowissenschaften von der
molekularen, zellulären oder der am Organismus orientierten Sicht bis hin zur Biomedizin.
Ansprechpartner Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany, Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik e.V., Tel: 0171 4232957 E-Mail: jany@wgg-ev.de.
Prof. Dr. Felicitas Pfeifer, Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland e. V., Tel.: 06151-1623670, E-Mail: pfeifer@bio.tu-darmstadt.de.
Kontakt:
Wissenschaftskreis Genomik und Gentechnik e.V. (WGG)
Nelkenstraße 36
76351 Linkenheim-Hochstetten
e-mail: zentrale@wgg-ev.de